Der von Tim Burton produzierte NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS ist ein moderner Klassiker. Ein Kinderfilm, nicht nur für Kinder, sondern ebenso sehr für Erwachsene. Und ein Musical, von dem kaum einer je genug bekommen kann.
Erzählt wird von Jack Skellington, der in Halloweentown lebt, aber von seinem Dasein gelangweilt ist. Doch als er auf Christmastown stürzt, sieht er eine Möglichkeit, der ewig gleichen jährlichen Routine zu entkommen. Denn in diesem Jahr möchte Jack den Job des Weihnachtsmannes übernehmen.
Der Stop-Motion-Film ist außergewöhnlich liebevoll gestaltet und wirkt sehr düster. Die Designs erinnern ganz und gar an das Werk von Burton, weswegen die Leistung von Regisseur Henry Sellick auch etwas in den Hintergrund tritt.
Dass dies jedoch Burtons Film ist, belegt auch die Blu-ray eindrucksvoll, denn exklusiv für diese hat der Filmemacher eine Einführung eingesprochen.
Und natürlich ist er der König des Bonusmaterials, finden sich hier doch ebenso wie auf der alten DVD die wunderbaren Kurzfilme, die Burton vor seinem Durchbruch machte und die selbst NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS alt aussehen lassen: VINCENT und FRANKENWEENIE.
VINCENT war Burtons erster eigener Film, der 1982 fertig gestellt wurde. Damals war Burton für Disney tätig, verzweifelte jedoch an der öden Fließbandarbeit, die er dort abliefern sollte. Nur sein eigenes, kleines Projekt, der sechsminütige Vincent, konnte ihn begeistern. Es ist dies die Geschichte des kleinen Jungen Vincent Malloy, der sich für Vincent Price hält und gerne wie dieser in gotischem Ambiente leben würde, doch seine Mutter holt ihn immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. In Gedichtform von Burtons Idol Vincent Price erzählt, ist dies eine düstere schwarzweiße Mär, bei der sowohl Puppenanimationen als auch Zeichentrick zum Einsatz kommen und für eine ganz eigene Atmosphäre sorgen.
Price sagte später über diesen Film, dass er das Beste sei, was ihm je passiert wäre und ihm wahre Unsterblichkeit verleiht – mehr als es jeder Stern auf dem Hollywood Walk of Fame jemals tun könnte. Und man kann den Gentleman des Horrors gut verstehen, ist VINCENT doch eine Perle der Filmkunst, die mit ihrem schwarzweißen Expressionismus auch deutsche Stummfilmklassiker wie Das Cabinet des Dr. Caligari zitiert.
Ebenso gelungen ist FRANKENWEENIE, ein 30-minütiger Kurzfilm, den Burton 1984 inszenierte. In diesem atmosphärischem Schwarzweißfilm wird die Geschichte von Victor erzählt, dessen Hund Sparky bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt. Victor holt Sparky aus dem Grab zurück und belebt ihn mit Hilfe gewaltiger Energien neu. Von den Nachbarn wird Sparky jedoch für ein Monster gehalten und so jagt man ihn – bis direkt zum riesigen Windmühlenmodell auf dem Minigolfplatz.
Burton erweist mit diesem Film den Universal-Klassikern im Allgemeinen und James Whales Frankenstein im Besonderen seine Referenz. In den 30 Minuten seiner Laufzeit ist der Film eine liebevoll gestaltete Hommage an den Klassiker, benutzt ähnliche Motive und Einstellungen, die direkt mit Whales Film korrespondieren. Dabei ist FRANKENWEENIE gleichzeitig so etwas wie eine Blaupause für Burtons vielleicht schönstes Märchen, Edward mit den Scherenhänden. Hier wie dort ist es eine unverstandene Kreatur, die ihres Aussehens wegen gehasst und gejagt wird, doch im Gegensatz zum späteren Edward, dem das Glück mit seiner Liebe verwehrt wird, trifft Sparky auf seine Braut.
Auch ansonsten ist in Sachen Bonus einiges geboten. Es gibt ein umfangreiches Making-of, herrliche Bildergalerien und einen Audiokommentar mit Burton, Selick und Komponist Danny Elfman.
Ein Highlight stellt jedoch Burtons ursprüngliches Gedicht dar, das von niemand Geringerem als Christopher Lee vorgetragen wird.
Optisch wird das Maximum aus der Blu-ray herausgeholt. So detailliert und ausdrucksstark hat NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS niemals zuvor ausgesehen. Und die Songs profitieren vom vielschichtigen und feinsinnigen Ton.